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  • Writer's pictureStephan Busch

Trinkgeld? Eine sinnlose Diskussion



Seit ARD-Moderatorin Anja Reschke. „Keiner will mehr in der Gastro arbeiten? Kein Wunder“, twitterte fing wieder die Debatte über Trinkgeld an. Die Debatte ist insofern sinnlos solange nicht bessere Löhne gezahlt werden. Gerade jetzt bei Inflation und explodierenden Preisen ist der Real Lohn extrem gesunken. Gerade jetzt allerdings auch sind die Kosten für Betriebe natürlich extrem gestiegen so dass sich gerade kleinere Betriebe höhere Lohnkosten erst recht nicht leisten können.


„Dass wir aufgrund zu niedriger Löhne überhaupt darüber sprechen (Trinkgeld), ist symptomatisch für einen Arbeitsmarkt, in dem es grundsätzlich an Respekt für Dienstleistungsberufe mangelt.“

Taz 4.08.2022


Die Bremer Wirtschaftssenatorin Vogt zog sich den Ärger der Gastronomie zu da sie eine Anmerkung machte der ich eigentlich nur zustimmen kann.


„Vogt hatte sich am vergangenen Wochenende gegenüber Radio Bremen zum aktuellen Fachkräftemangel geäußert. Und dabei als Ursache der Misere nicht allein Corona und die demografische Entwicklung ausgemacht, sondern in bestimmten Branchen auch hausgemachte Probleme. So komme der Personalmangel in der Gastronomie und im Luftverkehr nicht überraschend. Hier gebe es häufig nur Minijobs oder schlecht bezahlte Stellen. Da hätten sich die Menschen lieber Jobs mit besseren Arbeitsbedingungen gesucht. Wer weiterhin auf Minijobs setze, wie die Gastronomie, werde auf lange Sicht ein Problem haben.“

Weser Kurier 23.08.2022


Da fühlten sich viele die jahrelang vom Ausnutzen des Personals profitierten auf den Schlips getreten.


"Ganz schräg" sei es zudem, den Fachkräftemangel und Minijobs "zusammenzurühren". Niemand könne ernsthaft glauben, dass die Gastronomiebranche gelernten Hotel- und Restaurantfachkräften Minijobs anbietet. Fachkräfte seien sozialversicherungspflichtig beschäftigt, mittlerweile in der Mehrheit der Betriebe sogar mit übertariflicher Bezahlung

Weser Kurier 23.08.2022


Minijobs bieten sie vieleicht den ausgebildeten Kräften nicht an aber die Tafiflöhne in Gastronomie, Luftfahrt und auch Pflege sind so niedrig das es sich kaum lohnt noch in diesen Berufen zu arbeiten. Von unbezahlten Überstunden und schlechten Arbeitszeiten wird hier noch gar nicht gesprochen. Anstatt sich aufzuregen sollten die Verantwortlichen in Hotellerie und Gastronomie für gerechte Löhne sorgen dann müssen sie sich auch nicht aufblasen wenn aus Versehen mal ein Politiker die Wahrheit sagt.


Da aber billig jobs auch der Politik gefallen hat Innenministerin Faeser andere Vorschläge die das Problem nicht lösen werden.


„Erleichterungen für ausländische Arbeitskräfte im Gastgewerbe geplant“

aghz / dpa Montag, 04. Juli 2022


Das dies wieder nur in Lohndumping endet ist jedem klar der kurz über diese Äußerung nachdenkt. Darum auch gleich der Zusatz von Frau Faeser:


"Zudem müsse klar sein, dass es hier nicht um Lohndumping gehe, sondern "um gute, tarifgebundene Jobs, von denen Menschen leben können.“ Aghz 4.07.2022


Tarifgebundene Jobs, von denen Menschen leben können? Eben nicht.

Na dann ist ja alles klar.


Bleibt nur noch der Klassiker aller Sätze zu erwähnen den wohl schon jeder in der Gastronomie gehört hat der für ein wenig mehr Geld fragte. „Aber sie bekommen ja auch Trinkgeld!“ Hat also nichts mit dem Gehalt zu tun? Alles klar!



Autor: Stephan Busch, für viele Jahre Akademischer Direktor an der Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften Moskau RGGU, Fakultät für Tourismus und Gastgewerbe und der Swiss International University, erwarb sein Master-Zertifikat in Hospitality Management an der Cornell University, USA. Er verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Inbetriebnahme, Geschäftsentwicklung und Serviceschulung für Hotel- und Kreuzfahrtunternehmen in Asien, Europa, Kanada und Russland.

www.itsjusthotelsservice.com, contact@itsjusthotelsservice.com



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